Ich liebe Foodporn. Wie schön es aussieht, wenn in den Videos die Zutaten bereitgelegt werden, Gemüse geschnitten, Gewürze gemischt und Fleisch angebraten wird. Herrlich. Kochen ist ein Thema mit dem ich mich in meiner Freizeit sehr gerne beschäftige, also bin ich natürlich interessiert, mich auch auf diesem Gebiet weiterzuentwickeln und neues kennenzulernen. Eines haben all diese Foodporn-Videos gemeinsam: Sie zeigen nicht nur schöne Bilder und beschreiben, wie toll das zubereitete Essen riecht und schmeckt, nein, sie geben Dir auch eine ganz konkrete Anleitung mit auf den Weg, wie Du die Gerichte selber nachkochen kannst.
Vielleicht erinnerst Du Dich, vor gut einem Jahr war ich bei Das perfekte Dinner dabei. Dort habe ich den Zuschauern neben lockeren Sprüchen auch die Rezepte zu meinen Gerichten weitergegeben, damit sie diese selbst mal ausprobieren können.
Zuschauen, wie andere etwas tun und es dann nachahmen ist die älteste und natürlichste Art zu lernen. Kleine Kinder tun es, bevor sie Persönlichkeitstests, Assessment Center und Coachings absolviert haben, bevor sie wissen welcher Lerntyp sie sind und bevor sie ihre persönliche Lernstrategie entwickelt haben. Das funktioniert, keine Frage. Wenn ein Kleinkind laufen lernt, dann versucht es sich immer wieder aufzurichten und das Gleichgewicht zu halten, so lange bis es klappt. Dabei fällt es ziemlich oft auf die Nase, das gehört zu dieser Art des Lernens dazu. Das wichtigste bei der Sache ist, dass es nicht aufgibt. (Zum Thema aufgeben schreibe ich demnächst auch noch mal einen Blogartikel, wenn Du wissen willst, wann er erscheint, trag Dich am besten jetzt gleich in meinen Newsletter ein.)
So natürlich und verlässlich dieser Weg des Lernens ist, so langwierig und mühsam ist er auch. Wie würde diese Lernstrategie aussehen, wenn wir sie auf das Thema Kochen übertragen? Nun, Du siehst jemandem zu, wie er eine ölige Flüssigkeit in eine Pfanne gibt und dann ein Stück Fleisch dazu. Dann zischt und dampft es, irgendwann wendet er das Fleisch und noch ein Weilchen später nimmt er es raus und legt es auf einen Teller. Jetzt mal ehrlich, glaubst Du, wenn Du das so wahllos nachmachst, wirst Du sofort ein perfektes Medium gebratenes Steak hinbekommen, außen knusprig und innen rosa? Nein, vermutlich nicht. Deine ersten zehn bis zwanzig versuche werden entweder innen roh und kalt sein oder außen verbrannt und zäh wie eine alte Schuhsohle. Das wäre ein ganz schön langer Weg zu einem leckeren Essen.
Mit Deiner Auftritts-Personality ist das genau das gleiche. Kennst Du diese kleinen Geschenke-Sets „Back‘ Dir Deine Traumfrau“ bzw. „Back‘ Dir Deinen Traummann“? Backmischung, Backform, Anleitung – alles was Du brauchst um Dir Deinen perfekten Partner innerhalb von weniger als zwei Stunden in der Küche zusammenzubasteln. OK, ein Abbild davon. Aber ich habe Dir ja in einem der letzten Blogartikel schon mal was über das Gesetz der Resonanz erzählt, und genau so funktioniert das mit der Zielvisualisierung. Gewünschte Eigenschaften des Zielbilds herausfinden und sich dann ein prägnantes Bild davon machen, das einen daran erinnert. Zum Beispiel in Form eines Kuchens. Also ist der Ansatz schon mal richtig.
Was brauchst Du nun um Dir Deine Auftritts-Personality zu kochen? Zunächst mal ist es wichtig, den Kontext zu bestimmen, so wie Du beim Kochen ja auch den Anlass kennst, z. B. ein romantisches Candlelight Dinner, einen Fernsehabend mit Freunden oder einen Besuch Deiner Eltern. Wenn Du magst, kannst Du Dir ab jetzt Notizen machen, dann hast Du am Ende dieses Blogartikels Dein Personality-Kochrezept schon fertig. Also, trittst Du vor einer kleinen Gruppe auf oder vor einer großen? Ist Dein Auftritt in eine größere Veranstaltung eingebettet oder machst Du eine „One-Man-Show“? Ist der Kontext beruflich oder privat? Und, daran anschließend, die wichtigste Frage überhaupt: Was schmeckt Deinen Gästen?
[Tweet „Veganer freuen sich nicht über ein Spanferkel. Auch nicht wenn es sehr knusprig ist.“]
Wenn Du den Kontext bestimmt hast, brauchst Du im nächsten Schritt die passenden Zutaten. Hierfür bemühen wir das Modell des Inneren Teams des Hamburger Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun. Dieses Modell besagt, dass wir alle viele verschiedene Spieler in unserem Inneren Team haben, wobei jeder Spieler einen Aspekt unserer Persönlichkeit repräsentiert. Diese Spieler stehen in ständigem Kontakt, und jeder versucht innerhalb des Teams und des Kontextes um den es geht, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Beim öffentlichen Auftreten könnte das zum Beispiel der Selbstdarsteller sein, der sich und seine Botschaft dem Publikum gut rüberbringen möchte. Der Vorsichtige möchte gleichzeitig verhindern, falsch dargestellt zu werden und unangenehm aufzufallen. Der Rationale legt Wert auf die inhaltlichen Fakten, der Emotionale möchte, dass alle Beteiligten mit einem guten Gefühl aus dem Vortrag rausgehen. Das sind jetzt nur die gängigsten Beispiele, an Deinem Inneren Team können noch einige mehr Spieler beteiligt sein.
Im weiteren Verlauf des Texts betrachten wir nun die Spieler Deines Inneren Teams als die Zutaten Deines Gerichts. Für Dein Rezept ist der nächste Schritt, die Mengen der einzelnen Zutaten herauszufinden. Erstmal das Basisrezept, später kannst Du dann die Mengen der jeweiligen Zutaten noch von Anlass zu Anlass variieren. Wie stark sollte bei Deinem Auftritt der Selbstdarsteller zu schmecken sein? Kannst Du davon richtig viel reingeben oder ist es besser, damit etwas vorsichtig zu sein? Wie wichtig sind Fakten, wie wichtig Emotionen? Und was kannst Du tun, damit man den Skeptiker nicht zu stark rausschmeckt? (Versuch’s mal mit Tomatenmark, das geht immer.)
Nun hast Du alle Zutaten und die jeweiligen Mengenangaben dazu, jetzt kannst Du Dich daran machen, den Ablauf festzulegen. Wann kommt welche Zutat zu Deinem Gericht dazu? Wie stark sollte es in diesem Moment köcheln? Ich gebe Dir mal als Beispiel mein Personality-Grundrezept:
Wenn ich einen Vortrag eröffne, dann brate ich erstmal mit dem Selbstdarsteller scharf an, drehe dann die Temperatur etwas runter und füge nun mit dem Rationalen ordentlich Fakten hinzu. Eine Prise des Vorsichtigen stellt während dieser Phase sicher, dass alle Zuhörer in meinem Publikum den Informationen folgen können. Falls ich den Eindruck gewinne, dass das nicht so ist, nehme ich die Pfanne kurz komplett von der Platte und schaffe so Raum für Nachfragen. Zum Schluss des Vortrags drehe ich die Flamme noch mal etwas auf und jetzt darf der Emotionale das Gericht noch geschmacklich abrunden und dafür sorgen, dass alle Zuhörer mit einem guten Gefühl rausgehen.
[Tweet „Auf der Bühne bin ich ein Döner – außen knusprig und innen saftig. Und mit scharf.“]
Das ist wie gesagt nur ein Beispiel, wie ich das Gericht koche, so funktioniert es auf jeden Fall und schmeckt auch den meisten. Für Dich ist es nun daran, Dein eigenes Rezept zu entwickeln. Wenn Du bis hier Deine Notizen mitgeschrieben hast, solltest Du jetzt schon Dein Grundrezept haben. Je nach Anlass kannst Du es jetzt ein wenig variieren, etwas mehr oder weniger Schärfe, ein wenig Süße oder vielleicht mal einen exotischen Touch reinbringen. Oder Tomatenmark, das geht immer. Das wichtigste beim Kochen ist das Genießen, hab Freude daran, Dein Rezept immer wieder umzusetzen, zu verbessern und neue Komponenten auszuprobieren. Und wenn es der Anlass zulässt, dann probier doch auch mal was völlig Verrücktes aus. Die besten Gerichte entstehen oft aus den abstrusesten Ideen.
Ich wünsche Dir jetzt viel Spaß beim Kochen und ausprobieren, denk immer daran, das wichtigste ist der Spaß an der Sache, ohne diese Zutat schmeckt nämlich jedes Gericht nur halb so gut. Und wenn Du mal nicht weiterweißt, eine Schnippelhilfe brauchst oder Dir das Tomatenmark ausgegangen ist, schreib mir, dann vereinbaren wir einen persönlichen Termin und kochen Dein Rezept zusammen. Ich freu mich drauf!