Besser kommunizieren mit Manipulation

Erinnerst Du Dich an den vorletzten Blogartikel? Als ich ihn veröffentlicht habe, kam gerade der neue Star-Wars-Teil ins Kino und dementsprechend präsent war der Film überall in den Medien. Jeden Tag gab es auf Facebook Posts von Bildern, Trailern und Profilfotos mit reingebastelten Laserschwertern, blau für die helle, rot für die dunkle Seite der Macht. Wenn Du zu dieser Zeit nicht gerade ohne Fernseher und Internet in einer einsamen Hütte an einem norwegischen Fjord warst, bist Du um dieses Thema nicht herum gekommen. Seine Präsenz hat Dich quasi dazu gezwungen, Dich in Deinen Gedanken damit zu beschäftigen und Dir eine Meinung dazu zu bilden. Vielleicht hat das Deine Vorfreude geschürt, Deine Begeisterung so richtig entfacht und Du konntest es kaum erwarten endlich selbst den Film zu sehen. Vielleicht ging Dir das aber auch wahnsinnig auf den Keks, weil Du mit Star Wars überhaupt nichts anfangen kannst und der Hype hat Dich nur noch mehr in Deiner Meinung bestärkt, dass das alles interstellarer Nonsens ist.

In welche Richtung es auch immer bei Dir ging, in dem Moment in dem die Marketing-Maschinerie Einfluss auf Deine Gedanken und Deine Gefühle hatte, in dem Moment hat Dich dieses Thema manipuliert. Manipulation. Ganz böse Geschichte. Das machen doch nur Taschenspieler, Staubsaugervertreter und Fußballfunktionäre. Falsch. Du machst es. Ich mache es. Jeder macht es. Manipulation ist Teil unserer Kommunikation und Du kannst Dich ihr im Kontakt mit anderen nicht entziehen. Ein kleines Beispiel dafür habe ich Dir ja schon in dem oben erwähnten Blogartikel gegeben.

OK, wenn Du das machst und ich das mache, was genau ist denn überhaupt Manipulation? Also, Manipulation setzt sich zusammen aus den Wörtern manus (die Hand) und pulare (ziehen, bewegen), steht also wörtlich übersetzt für nichts anderes, als mit der Hand ziehen oder bewegen. Im übertragenen Sinne bedeutet es, dass Du aus eigener Kraft etwas veränderst. Das Wort Manipulation wird ja auch in technischen Kontexten benutzt, z. B. wenn jemand ein Schloss oder einen elektronischen Schaltkreis manipuliert. Jetzt denkst Du vielleicht, das müssen böse Menschen sein, die Schlösser und Schaltkreise manipulieren. Nicht so schnell! Die Manipulation ist erst mal neutral, sie bedeutet nur, das jemand Einfluss auf einen ursprünglichen Zustand oder Ablauf genommen und diesen verändert hat. Wenn jemand zum Beispiel ein unsicheres Schloss manipuliert, damit es nicht mehr aufgeht und es dadurch einbruchsicher macht, ist das eine gute Sache. Oder jemand manipuliert den Schaltkreis seiner Klimaanlage, weil die Standardeinstellungen einfach nicht die optimale Raumtemperatur für ihn liefern. Völlig cool (bei Klimaanlage naheliegender Wortwitz).

Entscheidend ist hier nicht der Vorgang der Manipulation selbst, sondern die Absicht dahinter. Auch wenn ich die folgende Metapher etwas abgedroschen finde, will ich sie hier trotzdem anbringen: Du kannst mit einem Messer Brot schneiden und es dadurch mit anderen Menschen teilen, Du kannst die selben Menschen aber auch mit dem gleichen Messer verletzen. (Wenn Du jetzt denkst, dass Letzteres gar keine so schlechte Idee sei, dann melde Dich bitte umgehend bei der nächstgelegenen psychiatrischen Klinik.) Das Messer selbst ist nur das Werkzeug, es ist weder gut noch böse. Es kommt einzig und allein darauf an, was Du damit machst.

Ein Freund von mir hat mich letztens angerufen und mir erzählt, er habe in Kürze eine Präsentation zu einem Projekt, dass er betreut. Nun sei er nicht nur mit dem Projekt etwas spät dran, so dass das mit dem Abgabetermin nur noch durch Nachtschicht (und Pizza) realisierbar sei. Er habe zudem auch keine Ahnung, wie er dieses komplexe Projekt in eine anschauliche Präsentation verpacken solle. Ich ihm dann ein paar rhetorische Tipps gegeben, wie er knackig in die Präsentation einsteigen kann, so dass die Leute nicht schon in den ersten zwei Minuten einschlafen und mit ihm gemeinsam einen inhaltlichen Aufbau entwickelt, der wirklich alle Zuhörer anspricht. (Übrigens, falls Dich sowas interessiert, ich habe meine Doktorarbeit zu diesem Thema geschrieben und sie wird bald erscheinen.) Aber noch viel wichtiger als Rhetorik-Tricks und kommunikationspsychologische Tipps für den Aufbau einer Präsentation ist etwas ganz anderes. Bevor ich mit meinem Kumpel in die technischen Details gegangen bin, habe ich ihm erstmal Mut gemacht, ihn ein bisschen aufgebaut und ihm geholfen, aus dieser inneren Festgefahrenheit rauszukommen. Damit habe ich Einfluss auf seine Gefühle und Gedanken genommen und das ist, ganz klar, Manipulation.

Eine ähnliche Situation wie diese hast Du vielleicht auch schon mal erlebt und wenn ja, hast Du mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Dein Gegenüber manipuliert. So lange Deine Absicht dabei positiv ist und, auch ganz wichtig, das Gegenüber Dir erlaubt, es zu manipulieren, die Manipulation ist also vom Gegenüber erwünscht ist, so lange ist sie völlig in Ordnung. Indem er mich angerufen und mich um Hilfe gebeten hat, hat er mir die Erlaubnis gegeben, dass ich mittels der mir zur Verfügung stehenden Mittel seinen Gemütszustand zum Positiven verändere.

Manipulation kann übrigens auch ganz unbewusst geschehen. Angenommen Du hast in einem Restaurant gegessen und es hat Dir richtig gut geschmeckt. Beim Abräumen bittest Du die Kellnerin, dem Koch ein Kompliment auszurichten. Du wirst ihm damit garantiert den Tag versüßen, er wird sich höchstwahrscheinlich über Dein Kompliment freuen und seine Stimmung wird sich dadurch verbessern – Auch wenn es Dir in dem Moment, in dem Du es gesagt hast, vielleicht gar nicht primär darum ging, ihn in höhere emotionale Sphären zu katapultieren (manipulieren), sondern Du einfach nur ein konstruktives, positives Feedback zu dem Jägerschnitzel abgeben wolltest, das er liebevoll (ja, ganz sicher) für Dich zubereitet hat.

Du siehst, Manipulation ist überall, ob bewusst oder unbewusst. Du kommst nicht drumherum, weder aktiv, noch passiv. Der Kommunikationswissenschaftler und Psychotherapeut Paul Watzlawik hat im Hinblick auf die zwischenmenschliche Kommunikation den Satz geprägt: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Und nachdem eine Kommunikation ohne Manipulation nicht möglich ist, bedeutet das:

[Tweet „Du kannst nicht nicht manipulieren.“]

Vielleicht kommt Dir gerade der Gedanke, dass das ja umgekehrt genau so gilt. Wenn Du nicht mit anderen kommunizieren kannst, ohne sie zu manipulieren, dann können andere auch nicht mit Dir kommunizieren, ohne Dich zu manipulieren. Genau so ist es. So wie Du andere, mal bewusst, mal unbewusst, manipulierst, manipulieren andere auch Dich. Denk an die oben beschriebene Star-Wars-Werbekampagne. Oder denk an Streitigkeiten mit Deiner Partnerin oder Deinem Partner. Ist es nicht gemein, dass der Mensch, der uns wahrscheinlich am besten kennt, dadurch auch am besten weiß, welche Knöpfe er bei uns drücken kann, um uns so richtig zur Weißglut zu bringen? Das ist pure Manipulation. Und jetzt sag nicht, dass es in Deiner Beziehung anders sei, denn wir haben ja oben festgestellt, dass bei jeder Kommunikation auch Manipulation dabei ist. Für Dich bedeutet das auf der passiven Seite also auch:

[Tweet „Du kannst nicht nicht manipuliert werden.“]

Wenn Du nicht nicht manipulieren kannst und nicht nicht manipuliert werden kannst, dann solltest Du vielleicht besser manipulieren können. Soll heißen: Lerne es! Lerne zu manipulieren und zwar so richtig! Das hilft Dir nicht nur, besser mit anderen zu kommunizieren, sondern macht Dich auch unempfindlicher gegen die Manipulation von anderen. Wenn Du weißt, wie die Mechanismen der Manipulation funktionieren und dann auch noch Deine eigenen Trigger-Punkte kennst, wirst Du zumindest nicht mehr so schnell auf unbewusster Ebene manipuliert werde. Meine Coaching-Kollegin Alexa Mohl hat es mal auf den Punkt gebracht: Die einzig wirksame Möglichkeit Dich vor der Manipulation durch andere zu wappnen, ist, die Manipulations-Techniken selber zu kennen. Das heißt nicht, dass es nicht piekst, wenn jemand den richtigen Punkt bei Dir findet, aber Du wirst Dir noch im Moment dessen bewusst, und kannst dann ganz entspannt und souverän darauf reagieren. Zum Beispiel auf eine schwierige Nachfrage während einer Präsentation. Und mit Deinen Manipulations-Techniken kannst Du zudem angemessen und charmant auf die verbalen Angriffe Deines Gegenübers reagieren. (Die besten Tipps und Tricks dafür bekommst Du übrigens über meinen Newsletter.)

Ganz wichtiger Hinweis zum Schluss: Denk immer an Deine positive Absicht bei der Kommunikation und damit auch bei der Manipulation. Diese positive Absicht sollte immer für alle Beteiligten gelten und eine Win-Win-Situation zum Ziel haben. (Win-Win bedeutet dabei übrigens nicht, dass die 95-jährige Omi jetzt eine total geile Auslandskrankenversicherung an der Backe hat und Du dafür eine fette Provision kassierst.) Die guten alten Regeln von Bruder Humanismus sind auch hier mal wieder das Maß aller Dinge: Tu anderen nur das, was Dir selbst auch getan werden soll. Fair Play ist angesagt. Faire Manipulation – klingt ein bisschen schräg, oder? Aber auch nur deswegen, weil das Wort Manipulation so einen negativen Beigeschmack hat.

So, genug gelesen, es wird Zeit zum Üben. Und damit jetzt nicht sofort raus rennst und anfängst, verbal an fremden Menschen rumzuschrauben, fang erst mal bei Dir an. Beobachte in nächster Zeit mal, auf welche Themen Du in Gesprächen sensibel reagierst, was Dir unangenehm ist, was Dir Angst macht. Und dann denk nach dem Gespräch noch mal an die entsprechenden Schlüsselwörter und lass die damit verknüpften Bilder in Deinen Kopf kommen. Das gleiche machst Du auch mit positiven Wörtern und Bildern, erst mal im Gespräch mit anderen an Dir selbst beobachten, dann allein die Wörter und Bilder wieder hervorrufen. Und schon hast Du eine Technik der Selbstmanipulation gelernt. Selbstmanipulation bedeutet nämlich, dass Du bewusst Deine Gedanken und Gefühle beeinflussen kannst, und jetzt sag mal ehrlich, gab’s bei Dir nicht auch schon den einen oder anderen Moment, in dem Du das gerne gekonnt hättest? Ich bin sicher, Dir fallen jetzt spontan mehrere konkrete Situationen ein, bei denen es total hilfreich wäre, wenn Du da in Zukunft mit einer positiven Grundstimmung reingehst. Und genau das probierst Du dann bei der nächsten Gelegenheit auch aus. (Diese Vorgehensweise funktioniert übrigens nicht nur bei Dir, sondern auch bei anderen Menschen, aber fang mit dem Üben trotzdem erst mal bei Dir an. Ja, wirklich!) 

Wenn Du es ausprobiert hast und Du merkst, dass das alles noch nicht so richtig klappt, Du also ein wenig manipulative Starthilfe benötigst, dann melde Dich bei mir. In einem persönlichen Coachingtermin erstellen wir gemeinsam ein persönliches Profil von Dir, finden Deine Triggerpunkte und geben Dir zusätzliche Ressourcen, damit Du an diesen Punkten nicht so anfällig bist. Außerdem bringe ich Dir die Manipulationstechniken der Profis bei, damit Du in Zukunft beim Manipulieren in der Königsklasse mitspielen kannst. Hört sich gut an? Wunderbar! Dann melde Dich hier!

Bildquelle: Pixabay